Wohnen beginnt nicht erst in den eigenen vier Wänden, sondern schon vor der Eingangstüre. Zum Wohnen gehören der Garten vor und der Hof hinter dem Haus. Und wer abseits der dichtbesiedelten Ballungsräume sein Heim besitzt, weiß: Wohnen beginnt schon bei den Straßen, die zu den eigenen vier Wänden führen. Die sind, kommen Menschen beispielsweise von einer Feier spät nach Hause, oft ziemlich dunkel, weil die Straßenbeleuchtung in den Randgebieten der Gemeinden längst ausgeschaltet ist. Dies ist kaufmännisch sogar richtig, denn warum sollen alle Kunden der örtlichen Stadtwerke die Beleuchtung für eine Straße bezahlen, die in der Dunkelheit kaum jemand betritt – nicht einmal die Anlieger dort?
Bei Anruf Licht
Für dieses Problem gibt es jetzt eine Lösung – die ostwestfälische Kleinstadt Lemgo und einige weitere Kommunen machen es inzwischen vor. “Dial4light” heißt die Technik, zu Deutsch etwa: “bei Anruf Licht”, die es den Anliegern ermöglicht, über ihr Handy oder den Festanschluss die Straßenlaternen einzuschalten. In Lemgo installieren die Stadtwerke diese Möglichkeit seit 2006 über ein Modul in den Leuchten in abgelegenen Stadtteilen wie Dörentrup. Das System ist so erfolgreich, dass es über eine eigens dafür gegründete Firma inzwischen in Kommunen überall in der Bundesrepublik verkauft wird.
Stromverbrauch der Kommune wird deutlich reduziert
Die Idee hilft zum Beispiel Kindern und Jugendlichen, die in den Herbst- und Wintermonaten erst nach Einbruch der Dunkelheit von Vereinsaktivitäten nach Hause zurückkehren. Über das Handy schalten sie die Straßenbeleuchtung in ihrem abgelegenen Stadtviertel für 15 Minuten ein und kommen so bei Licht sicher nach Hause. Denkbar ist auch, dass ein Taxifahrer diese Aufgabe übernimmt, der Senioren im Wagen hat. Er schaltet ihnen die Straßenbeleuchtung vor ihrem Haus ein, damit sie ungestört in die Wohnung kommen. Eine spezielle Technik bei den Stadtwerken nimmt den Anruf der Kunden auf und schaltet die Lampen genau dort ein, wo sie angefordert werden. Aber eben nur dort und nirgendwo anders – dies reduziert den Gesamtstromverbrauch der Kommune.
Service ist kostenlos
Dieser Service kostet die Kunden übrigens nichts – abgesehen von den Gebühren für den Anruf. Für die Stadtwerke ist die Stromersparnis so groß, dass sie für die individuellen, kurzen Beleuchtungsphasen auf Anforderung in der Regel keine Gebühren berechnen. Allerdings müssen sich Interessierte für diesen Service anmelden, um Missbrauch auszuschließen. Das wiederum stört Datenschützer – sie beklagen, dass über die individuelle Zuordnung des Lichteinschaltens ein Bewegungsprofil erstellt werden kann. Anonyme technische Möglichkeiten allerdings sind mit Problemen behaftet. Bewegungs- oder Wärmemelder schalten auch bei Störungen das Licht an, ohne dass es jemand benötigt.