Im Trend: Wohnen ohne Innenwände

Innenarchitekten sind dafür bekannt, die Welt gerne hin und wieder neu zu erfinden. Meist beschränken sie sich auf neue Farben, extravagante Muster und wahrlich aufregende Materialkombinationen. Doch es geht auch anders. In diesem Jahr liegt Wohnen ohne Innenwände hoch im Kurs. Neu sind Einrichtungsideen in dieser Richtung nicht, doch erstmals zeigen sie sich so überraschend offen, dass sich selbst manch ein Trendsetter ein Stück mehr Privatsphäre wünscht.

Sowohl bei Neubauten als auch bei umfangreichen Umbaumaßnahmen werden Küchen mittlerweile in vielen Fällen ohne die gewohnten Trennwände zu Ess- und Wohnzimmer geplant. Der Verband der Deutschen Möbelindustrie schätzt, dass mittlerweile rund 90 Prozent aller Grundrisse zumindest in Teilen ohne Trennwände auskommt. Dabei sind offene Wohnküchen der Klassiker. 2012 besaßen bereits 27 Prozent der Haushalte in Deutschland nach den Ergebnissen einer Emnid-Studie eine offene Küche. Durch die fehlenden Trennwände wirken Räume luftiger, größer und ermöglichen ganz neue Einrichtungsansätze.

Extremformen schaffen schnell Nachteile

Doch so reizvoll der Verzicht auf Innenwände ist, so viele Nachteile können mit ihm einhergehen. Letztlich verwandelt sich die gesamte Wohnung durch den Verzicht auf Trennwände in ein großes Einzimmerappartement, in dem aber auch sämtliche Rückzugsorte fehlen. Mit der offenen Wohnraumgestaltung ändern sich außerdem die Ansprüche, die an Haushaltsgeräte und Möbel gestellt werden. So müssen Küchengeräte angefangen vom Handmixer bis zur Kaffeemaschine schlichtweg leiser arbeiten.

Produktentwickler haben darauf reagiert. In puncto Lautstärke liegt die Schwachstelle natürlich in erster Linie in der Küche. Während die Küche ein klassischer Arbeits- und Funktionsraum ist, ist das Wohnzimmer ein Ruheort. Hier gehören Entspannung, Genuss und Erholung zur Tagesordnung. Um diese bei den neuen Wohntrends zu erhalten, müssen besonders leise Geräte her. Einige Geschirrspüler entwickeln schon jetzt nur noch eine Lautstärke von 38 dB.

Dem Trend zum Wohnen ohne Trennwände sind übrigens auch Details gefolgt. So haben beispielsweise die meisten Schränke und Schubladen mittlerweile eine verzögerte Automatik, die in die Scharniere integriert wird. Türen und Schubläden können dadurch besonders leise geschlossen werden.

Küche verabschiedet sich vom Werkraum-Image

Noch vor wenigen Jahren war die Küche in erster Linie eins: ein Werkraum. Doch von diesem Image kann sie sich langsam verabschieden. Sie wird zusehends zum Wohnraum und so werden auch die Küchenmöbel mehrheitlich als Wohnmöbel angesehen. Offene Regale mit integrierten Beleuchtungen gehören zu den Favoriten schlechthin. Die Beleuchtungen setzen beispielsweise Geschirr angenehm in Szene. Damit das Konzept von offenen Räumen funktioniert, investieren Unternehmen Zehntausende in die Marktforschung. So hat eine Studie beispielsweise ergeben, dass Edelstahl in der Küche nur noch ungern gesehen wird. Viele neue Küchen beschränken sich in Sachen Edelstahl daher auf ein Minimum. Es wird maximal als Akzent eingesetzt und findet sich daher beispielsweise bei Elektrogeräten auch nur noch in geringer Form wieder.

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